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DORNENREICHER PFAD ZUR LENA

Nach Semjon Ustinow

Ich interessierte mich immer fürs Rafting flussabwärts vom Oberlauf der Lena. Tollkühne Jäger gingen diesen Weg auf ihren selbstbebastelten Booten. Aber es war ein Weg der "Romantiker", denn die meisten Pelzhändler erschloßen den unendlichen Taigawald auf dem Pferd.
Außenbordmotor ermöglichte den Menschen auch den Weg flussaufwärts zu den Quellen der Kleinen Lena. 1986 ist die obere Lena sowie ihre Zuflüsse zu einem Teil vom Baikal-Lena-Naturreservat geworden, und als Leiter der Wissenschaftlichen Abteilung sollte ich dahin gehen.
Unserem Hubschrauber hat das Wetter nicht gefallen; mit Mühe hat er einen Landesplatz auf dem rechten Ufer gefunden und ist hinter einem dunklen Bergpass verschwunden. Wir stiegen vom Hubschrauber gleich nach der zweiten Stromschnelle aus, wo viele Boote gesunken waren. Trotzdem mussten wir unsere Reise hier anfangen. So mussten wir mehr als 200 km wilder Lena - engen, tosenden, brüllenden Strom um Herzen der Gebirgstaiga passieren. Wie kann unser überladenes Gummiboot bei solch schlechtem Wetter hinunter kommen?!
Wir mussten lernen mit einem überladenen Boot in einem veränderlichen, unstabilen Strom zurechtkommen. Das Einzige, was wir tun konnten, war das Boot an die Hindernisse richten. So stürmte unser Boot bug-, seiten- oder heckweise runter. Manchmal konnte ich eine Lücke vorne sehen. Nach jedem schwierigen Abschnitt griff ich nach der Schöpfkelle und baggerte unser Boot aus.
AUS DEM TAGEBUCH

August, den 23.

Das Wasser steigt schnell hoch. Gestern Abend habe ich einen Zweig in den Boden dicht am Wasser hineingesteckt, heute kann man ihn kaum sehen. Das Wasser ist dunkel geworden, es tost vorbei und schleppt Baumstümpfe mit. Mächtiger Strom bringt Steine runter. Riesenmassen von Sand und Steinen wurden hunderte von Kilometern flussabwärts gebracht. Ein Steinfluss in Bewegung! Aber das Wasser nimmt ab.
Die Ufer sind sehr steil. Schnell machen wir uns auf den Weg und steigen auf einen Berg! Es ist sehr sonderbar: das Flussbett geht herab, nicht herunter wie gewöhnlich. Man sieht sowas nicht an den Flachlandflüssen.
Ein unangenehmes Ereignis ist uns dort passiert: direkt vor uns war ein Wasserstrudel. Das Wasser floß langsam und brachte unser schwer beladenes Boot genau dahin. Trotz meinen Bemühungen stürmte unser Boot in einen Stau von Baumstämmen mit abstehenden scharfen Ästen. Ich sah, dass die Äste die rechte Seite unseres Bootes aufreißen würden, konnte es aber nicht abwenden.
Der Heck ging plötzlich nach unten. In dem Moment schien das Boot fast senkrecht zu stehen und unter die Stämme umzukippen. Das Boot rückte sich zurecht, ein kleiner Ast schlitzte nur den Bug auf, so dass das Boot seine Schwimmkraft erhielt.
Wir übernachteten kurz vor der Mündung der Kleiner Lena, von der wir unser Rafting starten mussten. Der Regen ist stärker geworden. Alles war klatschnaß. Meine Freunde stellten das Zelt auf, ich nahm die Axt und ging in den Wald nach trockenem Fallholz suchen. Es wäre ein Glück eine harzige Kiefer oder Birke zu finden, aber wie kann man sie in einer dunklen Nacht finden?
Für Reisende-Anfänger: nie im Regen, besonders in der Nacht weg vom Biwak gehen ohne sich umzuschauen! Keiner wird Sie rufen hören, und Sie können Ihre Freunde im Fluss- und Regenlärm ebenso nicht hören. So, suchte ich nach dem Brennholz auf dem Ufer entlang und wusste ganz genau, wohin zurückzugehen. Ich hatte diese Vorsicht wie viele andere während meinen unzähligen Wanderungen in der Taiga bei jeder Jahreszeit gelernt. Dieser Erfahrung muss man glauben. Das Wichtigste bei solchen Umständen ist wasserdicht vepackte Streichhölzer bei sich (nicht in der Tasche), einen Kompass und ein paar gute Äxte mitzuhaben. Brüderlich zusammenstehen, einander vertrauen, gegenseitig hilfsbereit sein, auch im Lebensgefahr, ist auch wichtig.

AUS DEM TAGEBUCH
August, den 24.

Der Himmel klärt sich auf, wir können ferne Berge sehen, und der Regen ist spärlich. Das Wasser im Fluss wird auch klar. Auf dem rechten Ufer sieht man rote niedrige Hügel. Dort kehrt der Fluss zurück und fließt genau in entgegengesetzter Richtung. An Gebirgsabhängen gibt es zahlreiche Schwalbennester. Schwalben bauen ihre Nester im Sand mit ihren kleinen Schnäbeln.
Jetzt kenne ich diese Orte sehr gut, zweimal bin ich alleine heruntergekommen: dort musste ich auch übernachten. In den Waldhütten gibt es Metallöfen, es wird warm und trocken drinnen.
Wir übernachteten auf einem niedrigen, mit Gebüsch bewachsenen Ufer. Ein kleiner Bär schien kurz vor unserer Ankunft dort vorbeigegangen zu sein. Was ist kaltes Wasser für ihn? Er schüttelt es ab und geht weiter. Dieses Ereignis ließ uns einige Vorsichtsmaßnahmen treffen: wir brachten unser Boot näher ans Lagerfeuer, das bei uns die ganze Nacht nicht ausging. Wir dachten nicht, dass der Bär unser Boot fürs Rafting wegbringen könnte. Aber wir fürchteten, dass er es mit seinen scharfen Krallen auschlitzen oder es anbeißen würde. Was könnten wir dort in der wilden Taiga ohne Boot anfangen? Dort gibt es weder Siedlungen noch Landstraßen, auf hunderte Kilometer rundum.


AUS DEM TAGEBUCH
August, den 26.

Wir legten auf dem linken Ufer an. Und zu unserer größten Freude schien die Sonne so hell, dass wir den Schatten nur unter den Bäumen finden konnten. Unsere Reise schien zu Ende gekommen zu sein. Die Lena ist breiter geworden und wand sich auf der breiter Ebene. Bald sehen wir unterwegs das erste Dorf .
Sauna, Unterhaltung, Erinnerungen am Abendesen: es ist seltsam, aber keiner erinnert sich an Schwierigkeiten, Gefahr oder unangenehme Ereignisse unserer Reise. Ende gut - alles gut.

Nach den Artikeln der Zeitschrift "Zeit zu reisen"




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- EINTÄGIGE TOUR MIT DER CIRCUMBAIKALEISENBAHN

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- WINTERTOUR MIT DER CIRCUMBAIKALEISENBAHN
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